#Sarrazin poltert wieder – ein offener Brief – "Schmeißen Sie mich raus, Herr Sarrazin"

(via @ennomane & @berlinnow )

Ich bin nicht der Verfasser dieses Briefes, die Verbreitung wurde aber ausdrücklich gewünscht und ich stehe voll und ganz hinter der Kernaussage des Textes. Original: http://berlinnow.org/?p=323

Verehrter Herr Sarrazin,

Ihren veröffentlichten Worten nach haben Sie Sorge und Angst um Deutschland. Ich sage Ihnen was: Sie sollten Angst haben – und zwar vor mir:

Ich bin Sohn einer Migrantenfamilie, habe sogar einen deutschen Pass; besser noch: Ich habe zwei Staatsangehörigkeiten. Ich weiß, dass beißt sich mit Ihrer ewig gestrigen Wahrnehmung von Nationalität. Aber passen Sie auf: Für mich funktioniert’s; und das ist, was zählt, da ich einen Doppelpass habe und nicht Sie. Sie müssen dies bitte gar nicht erst verstehen…

Weiter noch: ich bin gebildet, ehrgeizig, optimal integriert, habe viele deutsche Freunde, spreche perfekt deutsch, engagiere mich für interkulturelle Projekte und bin – Achtung, es wird ernst – riesiger Fußballfan. Ich bin seit 12 Jahren unerschütterlich verliebt in eine deutsche Frau. Ich liebe mein Herkunftsland Iran und kann der islamischen Religion und dem Kulturraum sehr viel abgewinnen. Aber: Ich liebe auch Deutschland, denn es lebt sich hier wunderbar und schwarz-rot-gold pulsiert auch in meinem Herzen.

Ich werde hier Karriere machen, Herr Sarrazin, denn ich bin gut in dem, was ich tue und anstrebe. Ich werde womöglich einem deutschen Bürger einen Job wegnehmen, denn für Sie bin ich ja nicht deutsch, obwohl ich einen deutschen Pass besitze. Nein, ich bin auf ewig ein “Migrantenkind” für Sie. Alle meine Qualitäten sind Ihnen egal, denn ich bin ein Migrant. Und es gibt viele von mir da draußen: intelligent, überaus gesellschaftsfähig, unverschämt gut aussehend und ambitioniert. Wir alle müssen Ihren sinnentleerten, orientierungslosen Gedanken zur Gesellschaft in Deutschland entgegensteuern anstatt uns auf das Wesentliche konzentrieren zu können: ein guter Mensch für die Gesellschaft zu sein.

Herr Sarrazin, es tut mir furchtbar leid für Sie, dass wir hier nicht in den USA sind. Jenes von Ihnen hochgelobte Land, wo angeblich niemand auf Kosten des Staates lebt. Bevorzugen Sie eine Gesellschaft, in der es nur Gewinner oder Verlierer gibt und letztere in der Gosse liegen gelassen werden? Dann haben Sie das Prinzip eines Sozialstaates, welches die BRD laut Verfassung ist, offenbar nicht ganz begriffen. Hier werden sozial Schwache nicht fallengelassen, sondern aufgefangen und mitgenommen. Wenn das zu Ihrem persönlichen Menschen- und Weltbild nicht passt, und Sie die “Jeder gegen jeden”-Mentalität lieber mögen, schlage ich Ihnen unverblühmt vor, unsere hochgeliebte Bundesrepublik gen USA zu verlassen. Denn offenbar sind SIE hier falsch…

Falls Sie das nicht wollen, bleibt Ihnen nichts anderes übrig, als alles daran zu setzen, Migranten wie mich rauszuschmeißen. Denn wir sind so gut für die Gesellschaft, dass wir bleiben und unseren Weg finden und die Gesellschaft Deutschlands prägen werden. Im Gegensatz zu Ihren paranoiden Gedanken werden wir der deutschen Gesellschaft jedoch sehr viel Gutes bringen. Wir bereichern dieses Land. Denn es ist auch unser Land. Wir haben wertvolle Talente hinter unserer Nationalität, Ethnizität und Religionszugehörigkeit. Deutschland wird diese Talente brauchen.

Ich kann mir kaum vorstellen, dass Sie dies je begreifen werden, da Sie es nicht begreifen wollen. Längst hat sich ihr Bild von der Gesellschaft in Deutschland als Ihr persönlicher Selling Point etabliert. Da kommen Sie jetzt nicht mehr von weg, Herr Sarrazin.

Machen Sie Ihre Pinke mit Ihren Büchern und provozieren Sie weiter – Sie werden früh genug merken, dass Sie ähnlich wie Sportskamerad, Henryk M Broder, lediglich zu Unterhaltungszwecken dienlich sind; und nicht mehr für fundierte, konstruktive Debatten.

Daher sehe ich trotz der Überschrift dieses Schreibens keine Bewandnis meine Sachen zu packen. Denn Sie ekeln mich ganz sicher nicht aus diesem wundervollen Land raus.

Ihr Mustermigrantenkind,

Adnan